Artenvielfalt erfassen und sichtbar machen
Ökologisches Monitoring
Das ökologische Monitoring in Sielmanns Naturlandschaften und Biotopverbünden ist ein wichtiges Instrument, um Naturschutzmaßnahmen zu planen und deren Wirkung zu messen.
Für alle größeren Stiftungsflächen wird zunächst eine Grundinventarisierung der vorkommenden Arten angelegt, um danach Langzeitbeobachtungen anschließen zu können. In vier der fünf Sielmanns Naturlandschaften in Brandenburg findet bereits seit 2018 das Monitoring häufiger Brutvögel statt. In der Döberitzer Heide wird seit 2007 zusätzlich die Vegetation auf vier ausgewählten Flächen jährlich untersucht. Auch in den Biotopverbünden der Stiftung wurden im Berichtsjahr wieder mehrere Monitoring-Projekte umgesetzt, die die Artenlisten für die jeweiligen Biotopflächen kontinuierlich aktualisieren und vervollständigen.
Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen
Kleinste Langfühlerschrecke Mitteleuropas entdeckt
Dieser Fund im Bergen-Weißacker Moor von Wanninchen war eine echte Überraschung: Die Ameisengrille (Myrmecophilus acervorum), die kleinste Langfühlerschrecke Mitteleuropas. Sie führt ein sehr verstecktes Dasein. Das maximal vier Millimeter kleine Tierchen lebt in den Bauten verschiedener Ameisenvölker. Viel weiß man noch nicht über den Lebenszyklus der Ameisengrillen, denn sie werden nur selten entdeckt. Daher sind sie kaum erforscht, obwohl sie eigentlich weit verbreitet sind.
Neben dieser Entdeckung wurden in Wanninchen die Untersuchungen zu Spinnen, Laufkäfern und Heuschrecken in Kooperation mit der Universität Hildesheim fortgesetzt. In 2024 begannen die Experten mit der systematischen Erfassung im Bergen-Weißacker Moor und im Grünswalder Moor. Im Görlsdorfer Wald fand ein standardisiertes Spechtmonitoring statt. Dabei wurden drei Schwarzspechtreviere, ein Mittelspecht-, ein Grünspecht- und acht Buntspechtreviere festgestellt. Die Maximalzahl überwinternder Singschwäne betrug im Winter 2023/24 in Wanninchen 482 Vögel. Sie lag damit im langjährigen Durchschnitt.
Ameisengrillen (Myrmecophilus acervorum) leben inkognito in Ameisenbauten. Da die kleine Grille dort ein sehr verstecktes Dasein führt, ist über ihre Lebensweise wenig bekannt.
Der Schwarzspecht (Dryocopus martius) ist die größte Spechtart in Europa. Die rote Kopfhaube und das ansonsten pechschwarze Gefieder machen die Männchen dieser Art unverwechselbar.
Hier ist ein Rotfuchs (Vulpes vulpes) in die Fotofalle getappt.
Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauener Seen
Technik liefert Einblicke in tierisches Leben
In Groß Schauen lieferten neu angebrachte Wildkameras interessante Einblicke in das Leben am Ufer des Woppusch, der etwa 30 Hektar großen Halbinsel in der Groß Schauener Seenkette. Besonderes Merkmal der Halbinsel sind ihre Binnenlandsalzwiesen, die etwa ein Drittel der Fläche ausmachen. Erlenbruchflächen, Schilf, Röhricht und ein Graben gehören außerdem zu dem strukturreichen Feuchtgebiet.
Die Uferbereiche bieten geeigneten Lebensraum für Fischotter, Biber, Nutria, Waschbär und Baummarder, wie auf den Aufnahmen der Wildkameras zu sehen ist. In den Nasswiesen wurden Ufer-Haarschnecke (Pseudotrichia rubiginosa) und Moos-Puppenschnecke (Pupilla muscorum) neu für Sielmanns Naturlandschaft Groß Schauen nachgewiesen.
Zwergschnäpper (Ficedula parva) leben in dichten, schattigen Laub- und Mischwäldern. Zum Nisten benötigen sie alte Baumbestände mit ausreichend Baumhöhlen und -nischen.
Sielmanns Naturlandschaft Kyritz-Ruppiner Heide
Vögel, Spinnen, Käfer und mehr
Im Berichtsjahr wurden 66 Arten neu in Sielmanns Naturlandschaft Kyritz Ruppiner-Heide nachgewiesen, darunter der Gestreifte Margeriten-Fallkäfer (Cryptocephalus bilineatus), die Breite Dünenwanze (Phimodera humeralis) und der Zwergschnäpper (Ficedula parva). Mit seiner rostroten Kehle sieht der kleine Vogel dem Rotkehlchen ähnlich. Der Zwergschnäpper ist ein Zugvogel und von Mai bis August vor allem im Nordosten Deutschlands zu sehen. Doch seine Bestände nehmen ab, er steht auf der Vorwarnliste. Als Lebensraum bevorzugt er den dichten, schattigen Wald, sodass man ihn selten zu Gesicht bekommt.
Seit Mai 2024 werden die Vorkommen von Spinnen und Laufkäfer in drei Waldbereichen der Kyritz-Ruppiner Heide untersucht. Die Fallenbetreuung und Feldarbeiten erstrecken sich über ein volles Jahr, um alle Jahreszeiten zu erfassen. Ein weiteres Monitoringinstrument ist die Fotofalle. Zum Jahresende wurden sämtliche Bilder aus den Wildkameras ausgewertet.
Kantige Laubschnecke (Hygromia cinctella)
Sielmanns Naturlandschaft Döberitzer Heide
Deutschlandweit bemerkenswerte Artenfunde
In der Döberitzer Heide gab es im Berichtsjahr eine Reihe von bemerkenswerten Funden. Zum ersten Mal in Brandenburg wurde hier die Weichwanze Graue Sint (Asciodema obsoleta) nachgewiesen, ebenso die Kantige Laubschnecke (Hygromia cinctella). Die Zikade Placotettix taeniatifrons ist mit dem aktuellen Fund in der Döberitzer Heide sogar erstmalig in Deutschland nachgewiesen. Extrem selten ist auch der Nachweis der Erzwespe Eucharis adscendens.
Erzwespe (Eucharis adscendens)
Bienenfresser (Merops apiaster)
Eine Erhebung zu Weichtieren erbrachte die Nachweise von 38 Arten, darunter die Punktschnecke (Punctum pygmaeum), die Raue Windelschnecke (Columella aspera), die Zylinderwindelschnecke (Truncatellina cylindrica) und die Schmale Windelschnecke (Vertigo angustior). Besondere ornithologische Nachweise gelangen im Berichtsjahr unter anderem vom Wachtelkönig im Ferbitzer Bruch und von Bienenfressern auf dem Durchzug Ende August. Erneut konnten im Sommer 56 Wiedehopf-Jungvögel beringt werden.
Wachtelkönig (Crex crex)
Forels Kerbameise (Coptoformica forelii) gehört zur Gattung der Waldameisen und wurde im Juni 2022 erstmals in der Döberitzer Heide festgestellt.
Forels Kerbameise
Erforschung geht weiter
Der 2022 erstmals erfolgte Fund der stark gefährdeten Forels Kerbameise (Coptoformica forelii) in der Döberitzer Heide darf als Sensation gelten, denn die Insektenart ist stark gefährdet. Zusätzlich ist sie als Nationale Verantwortungsart gelistet, denn ein großer Anteil ihrer Populationen liegt in Deutschland. Auch in Brandenburg haben die Bestände in den vergangenen Jahren weiter abgenommen.
Die 2023 begonnene wissenschaftliche Kooperation der Heinz Sielmann Stiftung mit der Universität Potsdam zur Erforschung der Kerbameise wurde im Berichtsjahr fortgesetzt. Bislang ist nämlich nur wenig über die Lebensraumansprüche der Art bekannt. Universität und Stiftung testeten deshalb verschiedene Pflegemaßnahmen in der Döberitzer Heide, die die Anlage von Nestern der Kerbameise fördern sollen.
Pflanzenkundliche Erfassungen
Feuchtgebiet unter Dauerbeobachtung
Im Ferbitzer Bruch kam es im Berichtsjahr bereits zum 18. Mal zu Vegetationsaufnahmen auf vier Dauerbeobachtungsflächen. Diese Aufnahmen und entsprechende Auswertungen finden seit 2007 statt. 2024 sind noch drei weitere Dauerbeobachtungsflächen für regelmäßige Vegetationsaufnahmen und Drohnenbefliegungen hinzugekommen.
Die Auswertung der Aufnahmen gemeinsam mit dem Deutschen GeoForschungsZentrum (GFZ) in Potsdam gibt Aufschluss über den Zustand und die Entwicklung des bundesweit bedeutsamen Feuchtgebiets. Außerdem wurde über das gesamte Jahr in regelmäßigen Abständen der Grundwasserstand auf insgesamt sieben Standorten im Ferbitzer Bruch gemessen. Der niederschlagsreiche Winter 2023/24 sorgte für die höchsten Wasserstände seit April 2018. Für manche Arten war es Rettung in letzter Minute.
Feuchtwiese mit Breitblättrigem Knabenkraut (Dactylorhiza majalis), einer heimischen Orchideenart.
Vogelmonitoring
Mitmachen erwünscht!
Auf den bundesweiten Stiftungsflächen kommen viele Brutvogelarten noch häufig vor, die anderswo in Deutschland ausgestorben oder stark gefährdet sind. Die häufigsten Brutvögel werden seit 2018 in Sielmanns Naturlandschaften und auf weiteren stiftungseigenen Flächen durch ein standardisiertes Monitoring erfasst. Die Heinz Sielmann Stiftung arbeitet dabei mit den Standards des Dachverbands Deutscher Avifaunisten. In den Monaten März bis Juni werden monatliche Kartierungen auf vorher festgelegten, einen Kilometer langen Routen vorgenommen. Jeder Vogel, der entlang der Routen zu sehen oder zu hören ist, wird notiert.
Die Mitarbeitenden der Heinz Sielmann Stiftung sind dabei dringend auf ehrenamtliche Helfer:innen angewiesen. Wer Lust hat, sich an der wissenschaftlichen Erfassung der Brutvögel zu beteiligen, kann sich gerne bei der Heinz Sielmann Stiftung melden.
26 Routen
werden mehrmals im Jahr begangen, um die Vogelvielfalt zu erfassen.
Die große Arteninventur
Die Heinz Sielmann Stiftung arbeitet kontinuierlich daran, das Arteninventar ihrer Naturlandschaften möglichst umfassend statistisch zu erfassen. Dazu werden aktuelle Monitoringberichte und die Ergebnisse älterer Untersuchungen kontinuierlich zusammengetragen und verglichen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse helfen auch bei der Planung weiterer Untersuchungen.

Zusammenfassung der Monitoringergebnisse, die im Rahmen des Naturschutzes erhoben wurden.
Mit 6.703 Arten
sind für die Döberitzer Heide sogar mehr Arten ermittelt worden als für den Müritz-Nationalpark.
Sielmanns Biotopverbünde
Ein Netz aus Lebensräumen
Neben den großen Naturlandschaften in Brandenburg unterhält die Heinz Sielmann Stiftung mittlerweile sieben Biotopverbünde in Bayern, Baden-Württemberg, Thüringen und Niedersachsen. Sie bilden für viele Arten wichtige Trittsteinbiotope und Wanderkorridore. Die Artenzusammensetzung der Biotopverbünde wird ebenfalls schrittweise systematisch erfasst.
Wie wichtig Stillgewässer für gefährdete Amphibien sind, verdeutlicht der Fund des Kammmolchs (Triturus cristatus) an einem Weiher in Sielmanns Biotopverbund Nette bei Seesen.
Sielmanns Biotopverbund Nette
„Wasserdrache“ zeigt ökologisch bedeutenden Lebensraum an
Erstmals wurde ein Kammmolch im Nettetal bei Seesen entdeckt – ein Sensationsfund, denn im Harzvorland gilt die Art als äußerst selten. Der bedrohte „Wasserdrache“ braucht strukturreiche Stillgewässer mit nahen Rückzugsorten. Sielmanns Biotopverbund Nette bietet genau solche Bedingungen – ein Beweis, wie wertvoll naturnahe Lebensräume für Amphibien sind.
Außerdem konnten Berg-, Teich-, Fadenmolch und somit alle heimischen Molcharten nachgewiesen werden. Darüber hinaus wurden auch Vorkommen von Erdkröte, Gras- und Teichfrosch gefunden.
107 Arten
an Wildbienen wurden gefunden
Sielmanns Biotopverbund Grünes Band Eichsfeld-Werratal
Magerwiesen reich an Insekten
2024 war in doppelter Hinsicht ein großartiges Jahr bei der Erfassung der Insekten. So wurden 31 Tagfalterarten auf den Magerwiesen bei Ecklingerode nachgewiesen. Unter den Funden befanden sich seltene Arten wie der Kleine Sonnenröschen-Bläuling (Aricia agestis) und der Malven-Würfelfalter (Pyrgus malvae), der auch als Kleiner Malvendickkopf bekannt ist.
Bei den 107 beobachteten Wildbienenarten sind die Glockenblumen-Schmalbiene (Lasioglossum costulatum) und die Pracht-Trauerbiene (Melecta luctuosa) besonders erwähnenswert. Beide Arten werden in der Roten Liste als gefährdet aufgeführt.
Der Kleine Malvendickkopf (Pyrgus malvae) wurde am Grünen Band gesichtet. Am ehesten zeigt sich dieser Schmetterling auf Lichtungen an Waldrändern und Feldwegen.
Im Sielmanns Waldbiotop Schwäbische Alb werden alle natürlichen Entwicklungsphasen der Bäume wie die Zerfallsphase zugelassen. Bei der Zersetzung des Baummaterials spielen Pilze eine wichtige Rolle.
Sielmanns Waldbiotop Schwäbische Alb
Ein Paradies für Pilze
Seit 2019 besitzt die Heinz Sielmann Stiftung Teile eines besonderen Walds auf der Schwäbischen Alb in Baden-Württemberg. Hier, hinter dem malerischen Schloss Weißenstein befindet sich eine kleine Schatzkammer der Artenvielfalt.
2024 konnten weitere 110 Tierarten für das Gebiet neu nachgewiesen werden. Unter den neuen Tieren befanden sich auch der Schmetterling Waldreben-Fensterfleckchen (Thyris fenestrella) und die solitär lebende Harzbiene (Anthidium strigatum).
Die große Vielfalt an Pilzarten unterstreicht den hohen naturschutzfachlichen Wert des Gebietes in der Schwäbischen Alb. 2024 wurden weitere 238 Arten neu nachgewiesen, so dass die aktuelle Zahl bei 690 Pilzarten liegt.
1.661 Arten
wurden bisher in Sielmanns Waldbiotop Schwäbische Alb gefunden
Sielmanns Biotopverbünde Ostbayern
Otter kreuzt Projektflächen
Von dem Projektbüro der Heinz Sielmann Stiftung in Schwandorf aus werden Biotopverbünde geplant und koordiniert. Die Projektflächen liegen dabei in den Bezirken Oberpfalz und Niederbayern.
Während 2024 erfolgte im Projektgebiet Lindenbergmühle (Bayerischer Wald) eine Begehung mit Herpetologe Paul Hien. Hierbei wurde gezielt nach Reptilien gesucht. Neben zahlreichen Waldeidechsen fand Hien auch acht Exemplare der stark gefährdeten Kreuzotter (Vipera berus). Eine Analyse des gesammelten Erbmaterials erwies die Zugehörigkeit dieser acht Tiere zu einer der größten zusammenhängenden Populationen in Mitteleuropa.
Für genetische Untersuchungen wurden den Kreuzottern behutsam Speichelproben aus dem Rachen entnommen. Danach wurden die Tiere wieder in die Freiheit entlassen.
65 Zikadenarten
wurden auf der Projektfläche dokumentiert.
Für die Weidefläche in Massing wurde die Auswertung der erfassten Arten vorgelegt. Auf der Weide waren Vögel, Heuschrecken und Zikaden gezählt worden. Die Auswertung ergab folgende Zahlen:
- Vögel: 34 Arten wie zum Beispiel das Blaukehlchen (Luscinia svecica), der Grauschnäpper (Muscicapa striata) und die vom Aussterben bedrohte Bekassine (Gallinago gallinago).
- Zikaden: 65 Arten wie zum Beispiel Rohrzirpe (Calamotettix taeniatus), Trug-Schilfspornzikade (Chloriona unicolor), Schlank-Seggenzirpe (Cicadula flori) und Große Seggenzirpe (Cicadula frontalis). Sie sind seltene Arten, die typisch für Schilfbestände und Seggenwiesen sind.
- Heuschrecken: 7 Arten.
Im Projektgebiet bei Kreuzberg (Bayerischer Wald) erfolgte eine moos- und pflanzenkundliche Zählung. Hierbei wurden 98 Moosarten festgestellt, darunter die beiden Fauna-Flora-Habitat-Anhangsarten Grünes Koboldmoos (Buxbaumia viridis) und Grünes Besenmoos (Dicranum viride).
Von den frühblühenden Pflanzen konnten im Projektgebiet unter anderem:
- Weiße Pestwurz (Petasites albus),
- Gebirgs-Heller-/Täschelkraut (Noccaea caerulescens)
- die gefährdete Berg-Troddelblume oder das Berg-Alpenglöckchen (Soldanella montana)
in voller Blüte beobachtet werden.
Die Bewertung stehender Gewässer anhand des Vorkommens von Wasserinsekten wie dem Punktierten Tauchschwimmer (Rhantus suturalis) ist eine viel verwendete Methode in der Ökologie.
Biotopverbünde Bodenseeregion
Käfervielfalt Unterwasser
Die Heinz Sielmann Stiftung besitzt und betreut eine große Anzahl von Projektflächen mit Kleingewässern. Um dort den ökologischen Zustand zu dokumentieren, werden Arten im und am Wasser gezählt. 2024 wurden am Ruhestetter Ried, Walbertsweiler (Wald), Rielasingen-Worblingen, Storchenweiher Wahlwies, Bohlingen und Kiesgrube Oberankenreute (Schlier) nach Wasserinsekten gesucht. Dabei wurden insgesamt 25 wasserbewohnende Käferarten gefunden, wie Großer Uferfeuchtkäfer (Noterus clavicornis), Wassertreter (Haliplus obliquus) und Feuchtlehm-Algenkäfer (Chaetophora spinosa).
Gleichzeitig wurden Amphibien wie Teichmolch (Lissotriton vulgaris) und der gefährdete Laubfrosch (Hyla arborea) sowie Wanzenarten wie Stabwanze (Ranatra linearis) oder Kleiner Wasserkobold (Cymatia coleopterata) kartiert.
Weitere interessante Funde in den Biotopverbünden der Bodenseeregion waren Großer Nierenfleck-Zipfelfalter (Thecla betulae), seltene Schiefkopfschrecke (Ruspolia nitidula) und auf der Vorwarnliste der Roten Liste stehende Schatten-Laubschnecke (Urticicola umbrosus).
25 Wasserkäferarten
wurden auf Projektflächen der Heinz Sielmann Stiftung gefunden
Sielmanns Biotopverbünde Südbayern
Artenvielfalt im Alpenvorland
Isar Ried
Die Heinz Sielmann Stiftung setzt sich gemeinsam mit der Margarete-Ammon-Stiftung und dem Isartalverein für ökologisch besonders wertvolle Flächen an der Isar ein. Mit speziellen Beweidungsprojekten sollen so Schneeheide-Kiefernwald und dessen Artenvielfalt erhalten und gefördert werden.
Bei einer Begehung des Waldweide-Gebiets im Ried (Isarauen) glückten besondere Funde von einer Spinne und Tagfaltern:
- Auf der Vorwarnliste stehende Pracht-Luchsspinne (Oxyopes ramosus)
- Gefährdeter Graubindiger Mohrenfalter (Erebia aethiops)
- Stark gefährdeter Blauäugiger Waldportier (Minois dryas)
Zusätzlich konnten das säureanzeigende Handförmige Riccardimoos (Riccardia palmata) und das sommergrüne Breitblättrige Laserkraut (Laserpitium latifolium) nachgewiesen werden.
Die im Schneeheide-Kiefernwald vorkommenden Bestände des Frauenschuhs (Cypripedium calceolus) wurden ebenfalls erfasst. Bei einer Begehung durch Vertretende der Unteren Naturschutzbehörde Bad Tölz wurde der Bestand dieser gefährdeten Orchidee auf circa 300 Stück geschätzt.
Hochkienbergalm
Die seit den 1960er-Jahren ungenutzte Hochkienbergalm in den Chiemgauer Alpen ist ein ökologisch wertvolles Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen und bietet bedrohten Arten wie dem stark gefährdeten Birkhuhn (Lyrurus tetrix) wichtigen Lebensraum. Die Heinz Sielmann Stiftung will mit Partnern rund 10 Hektar wieder als Weidefläche nutzen, um die offene Landschaft zu erhalten und die Artenvielfalt langfristig durch angepasste Beweidung zu fördern.
Im Berichtsjahr konnten bei einer Begehung sowohl Birkhuhn als auch Auerhuhn (Tetrao urogallus), Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) und Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) beobachtet werden. Ein junger Lurch aus einem Moortümpel entpuppte sich als Bergmolch (Ichthyosaura alpestris).
Auch wurden einige gefährdete Schmetterlinge gefunden, darunter der Bergmatten-Kräuterspanner (Mesotype verberata) und der Lichtgraue Bergwald-Steinspanner (Elophos dilucidaria). Weitere interessante Insektenfunde waren die Alpen-Strauchschrecke (Pholidoptera aptera), die auf der Vorwarnliste stehende Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) und gefährdete Arten wie der Seidelbast-Prachtkäfer (Agrilus integerrimus) und die Kleine Moosjungfer (Leucorrhinia dubia).
Die pflanzenkundliche Erfassung stellte 178 Pflanzen- und Moosarten fest. Vertreten waren unter anderem:
- Stengelumfassender Knotenfuß (Streptopus amplexifolius) – ungefährdet
- Milchweißer Mannsschild (Androsace lactea) – gefährdet
- Bärlappähnliches Bartspitzmoos (Lophozia lycopodioides) – ungefährdet
- Ostalpen-Enzian (Gentiana pannonica) – ungefährdet
Das Birkhuhn (Tetrao tetrix) besiedelt große Heide- und Moorgebiete sowie Gebirgslagen mit lichten Waldbeständen. Diese Lebensräume sind selten geworden und mit ihnen auch das Birkhuhn.
Ungewöhnlicher Fund: Die farbenfrohe Raupe des Totenkopfs (Acherontia atropos) zeigt den namensgebenden „Schädel“ noch nicht. Dieser ist erst bei dem erdfarbenen, geflügelten Insekt auf dem Rücken zu erkennen.
Leben im Toteisloch
Für Projektflächen in Allershausen, Allmannshausen sowie wiederbelebte Amphibiengewässer in Weßling und bei Etterschlag wurden erste Artenlisten zu vorkommenden Pflanzen- und Tierarten erstellt. Erwähnenswerte Funde sind hierbei der Totenkopf-Schwärmer (Acherontia atropos), die Gabel-Azurjungfer (Coenagrion scitulum), die Gelippte Tellerschnecke (Anisus spirorbis), der Bergmolch (Ichthyosaura alpestris), die Gelbbauchunke (Bombina variegata) und der Südliche Wasserschlauch (Utricularia australis).
Bereits 2023 wurde der Schilf-Streckspringer (Mendoza canestrinii) erstmals registriert und im Berichtsjahr wieder auf der gleichen Fläche bei Etterschlag festgestellt.
Mehr als 150 Jahre galt der Biber (Castor fiber) in Deutschland als ausgestorben. Mittlerweile vermehrt sich der „Ökosystemmanager“ wieder, dennoch ist er durch die Zerstörung seines Lebensraums durch Gewässerausbau und Landschaftszerschneidung sowie durch Straßen und Bahngleise gefährdet.
Göttinger Biotoplandschaft Flüthewehr
Nachtaufnahmen von Ökomanagern
Am Flüthewehr bei Göttingen entstand auf Initiative von Sartorius und der Heinz Sielmann Stiftung eine 16 Hektar große Biotoplandschaft. Aus Ackerland wurde ein artenreicher Lebensraum mit Auenwald, Flutrinnen, Tümpeln und Weiher. Diese ökologischen Bereiche entwickeln sich natürlich, andere werden extensiv beweidet.
Dank ehrenamtlicher Unterstützung konnte die Biotoplandschaft am Flüthewehr mit einer Wildkamera großartige Einblicke des nächtlichen tierischen Treibens aufnehmen. So konnten im Projektgebiet die erfolgreichen Familiengründungen bei Fischotter (Lutra lutra) und Biber (Castor fiber) dokumentiert werden.
Eine dankenswerterweise ehrenamtlich durchgeführte Erfassung von Libellen ergab 17 Arten.
Mit Ergänzungen aus 2023 liegt die Artenzahl für das Flüthewehr aktuell bei insgesamt 19 Libellenarten. Bemerkenswert darunter sind der seltene Südliche Blaupfeil (Orthetrum brunneum/ungefährdet), Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus/in Niedersachsen in unbekanntem Ausmaß gefährdet) und Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio/seltene Art, Vorwarnliste).
Natur-Erlebniszentrum Gut Herbigshagen
Neue tierische Bewohner
Im Berichtsjahr nisteten erstmal seit 23 Jahren wieder Mehlschwalben (Delichon urbicum) auf Gut Herbigshagen. Die unter dem Dach des alten Gutshofs angebrachten Nisthilfen waren lange Zeit verwaist. Umso größer war die Freude der verantwortlichen Mitarbeitenden, als nun ein Mehlschwalbenpaar einzog und erfolgreich brütete. Die Hoffnung ist damit groß, dass die Vögel Gut Herbigshagen wieder als festen Brutplatz nutzen und im nächsten Jahr zurückkehren werden.
Das Monitoring häufiger Brutvogelarten wurde wieder zwischen März und Juni durchgeführt. Dabei gelang die Erstbeobachtung des Gartenrotschwanzes (Phoenicurus phoenicurus).
Weitere gesichtete Vogelarten waren:
- Baumpieper (Anthus trivialis) auf der Streuobstwiese
- Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
- Mönchsgrasmücke (Sylvia atricapilla)
- Blaumeise (Cyanistes caeruleus)
- Kohlmeise (Parus major) in den Bereichen von Wald und Hecken
- Feldlerche (Alauda arvensis) im Offenland
- Turmfalken (Falco tinnunculus)
Erfreulicherweise brüteten zwei Paare des Turmfalken, der zu den größten Gebäudebrüterarten gehört, an Hofgebäuden des Guts.
Mausohrmonitoring im Duderstädter Rathaus
Das Fauna-Flora-Habitat-Gebiet „Mausohr-Wochenstube Eichsfeld“ umfasst den Dachboden des Rathauses von Duderstadt. Dieser wird von dem streng geschützten Großen Mausohr (Myotis myotis) als Sommer- und Wochenstubenquartier genutzt. 2024 konnten dort im Juli 643 Tiere gezählt werden.
Kontakt
Dr. Jörg Müller
Ökologisches Monitoring
Tel. +49 (0)5527 914-422 Mobil: +49 (0)151 61556122 joerg.mueller@sielmann-stiftung.de
Zur Döberitzer Heide 9 14641 Wustermark / OT Elstal

DIE 17 GLOBALEN ZIELE FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG
In zahlreichen Projekten übernimmt die Heinz Sielmann Stiftung globale Verantwortung und setzt lokale Maßnahmen um, die dazu beitragen, unsere Welt nachhaltig zu gestalten.
