Aus der Krise für die Zukunft lernen

Rückblick auf ein turbulentes Jahr

Liebe Leserin, lieber Leser,

im vergangenen Jahr war so viel anders als gewohnt. Ich könnte nun aufzählen, was alles nicht stattfinden konnte. Wie auch uns die Coronapandemie fest im Griff hatte. Das würde aber weder dem Engagement unserer Unterstützer:innen noch der Arbeit der Mitarbeitenden gerecht werden.

Gemeinsam haben wir konkrete Naturschutzmaßnahmen in ganz Deutschland erfolgreich umgesetzt, Neues auf den Weg gebracht und zahlreiche Herausforderungen gemeistert.

So weist unsere Biotopverbundstrategie mittlerweile beachtliche Erfolge auf: über 200 Einzelmaßnahmen an über 70 Standorten in der Bodenseeregion, 40 % mehr Arten. In Sielmanns Biotopverbund Ravensburg konnten über 60 Teilprojekte zum Schutz der biologischen Vielfalt an 23 Standorten erfolgreich umgesetzt werden. Am Ende des Modellprojekts steht der Erkenntnisgewinn, dass und wie ein landesweiter Biotopverbund in Baden-Württemberg umgesetzt werden kann.

Das so überaus erfolgreiche Konzept der Biotopverbünde, das übrigens noch persönlich von unserem Stifter Heinz Sielmann gemeinsam mit Prof. Peter Berthold entwickelt wurde, hat Strahlkraft über die Landesgrenzen hinaus entwickelt. Wir konnten in der Region Nordost-Bayern einen weiteren Sielmanns Biotopverbund aus der Taufe heben. Dort wurden bereits zahlreiche Projekte zur Vernetzung von Lebensräumen umgesetzt.

Zum 30. Jubiläumsjahr des Grünen Bandes waren wir in Sielmanns Biotopverbund Eichsfeld-Werratal nicht untätig. Die bestehende Flächenkulisse wurde gepflegt und das Vogelmonitoring implementiert. Das Naturschutzgroßprojekt Kuppenrhön sowie die Förderung eines umfangreichen Flächenkaufs im Schiefergebirge ergänzen die Gebietskulisse sinnvoll.

Unser Naturschutzgroßprojekt Mittelelbe-Schwarze Elster widmet sich hingegen einem ganz anderen Lebensraumtyp. Das Projekt wird in den nächsten Jahren maßgeblich zur Verbesserung des Erhaltungszustands der Elbauen beitragen. Zunächst werden in einer Planungsphase die Potenziale ermittelt.

Weil die Idee des Biotopverbundes immer mehr Unterstützung findet, wurde ebenfalls 2020 ein wegweisendes Projekt auf den Weg gebracht. In einer groß angelegten Kommunikationskampagne sollen weitere Gemeinden und Kommunen für die Umsetzung begeistert werden. Dazu geben wir gern unser Wissen weiter und ermächtigen engagierte Menschen, selbst etwas für den Schutz der biologischen Vielfalt zu tun. So begegnen wir gemeinsam dem globalen Problem des Verlustes der Vielfalt auf einer lokalen Ebene.

In Sielmanns Naturlandschaften Brandenburg investieren wir staatliche Fördergelder und erhebliche Eigenmittel in den Erhalt stark bedrohter Offenlandschaften. Regelmäßig finden unsere Experten hier seltene und bedrohte Arten. So etwa den Heide-Steppenrüssler, eine verloren geglaubte Käferart oder die Gestreifte Krabbenspinne, die ebenfalls als verschollen galt.

Es gäbe noch so viel mehr Beispiele dafür, was das Team der Heinz Sielmann Stiftung in diesem besonderen Jahr geleistet hat. Die Stiftung war so erfolgreich, weil wir die widrigen Umstände als Motor für Innovation verstanden haben. Mit voller Kraft haben wir uns auch 2020 für den Schutz der biologischen Vielfalt eingesetzt. Ich möchte Danke sagen, dass so viele Menschen unsere Arbeit auf vielfältige Weise unterstützen und damit überhaupt möglich machen.

Viel Freude beim Lesen des Jahresberichts 2020 wünscht Ihnen Ihr

Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde Vorsitzender des Stiftungsrats

"Der Schlüssel zu unserem Erfolg im Natur- und Artenschutz ist Innovation, auch in schwierigen Zeiten schauen wir stets nach vorn."

Dr.-Ing. E.h. Fritz Brickwedde, Stiftungsratsvorsitzender

Auszeichnung für

herausragendes Engagement

“Der Rückgang der biologischen Vielfalt hat bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts eingesetzt. In den 1970er Jahren hat er sich noch einmal stark beschleunigt. Ein entscheidender Faktor, gerade auch für das Insektensterben, ist nach unserer Auffassung das Verschwinden von Weidetieren in naturverträglicher Haltung aus der freien Landschaft.”
Dr. Alois Kapfer, Preisträger

Anfang November verlieh die Heinz Sielmann Stiftung den Deutschen Biodiversitätspreis an die beiden Landschaftsökologen Dr. Alois Kapfer (Tuttlingen) und Dr. Herbert Nickel (Göttingen).

Die Initiatoren des Vereins zur Förderung naturnaher Weidelandschaften Süddeutschlands e.V. wurden damit für ihr Engagement zum Erhalt der biologischen Vielfalt in der Kulturlandschaft geehrt.

Die beiden Landschaftsökologen setzen sich seit über zwei Jahrzehnten dafür ein, die großflächige und extensive Beweidung als zentrale Strategie für den Schutz von Natur und Landschaft wieder in Politik und Gesellschaft zu verankern.

Der Deutsche Biodiversitätspreis würdigt dieses Engagement. Die Preisverleihung und ein Experten-Talk wurden als Live-Stream übertragen.

Jubiläum in Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen


20 Jahre Naturschutz in der Niederlausitzer Bergbaufolgelandschaft

“Der Kauf der Flächen durch die Heinz Sielmann Stiftung vor 20 Jahren war ein Höhepunkt für den Naturschutz hier in der Region, denn damit waren die Flächen endgültig gesichert.”
Ralf Donat, Projektleiter

Anlässlich des Jubiläums besuchten im August Dr. Frank Reichel, Leiter der Abteilung Naturschutz im Landesministerium für Landwirtschaft, Umwelt- und Klimaschutz, und Heike Zettwitz, Dezernentin für Verkehr, Bauwesen und Umwelt des Landkreis Dahme-Spreewald, das neu gestaltete Natur-Erlebniszentrum Wanninchen, das gleichzeitig auch Informationszentrum des Naturpark Niederlausitzer Landrücken ist.

Gemeinsam mit Vertretern der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau Verwaltungsgesellschaft (LMBV), des Naturparks Niederlausitzer Landrücken und des Tourismusverbands Niederlausitzer Land e.V. machten sie sich vor Ort ein Bild von der ungestörten Rückkehr der Natur auf den ehemaligen Tagebauflächen.

Heinz und Inge Sielmann erkannten damals schon das große ökologische Entwicklungspotential und starteten mit Sielmanns Naturlandschaft Wanninchen ein großartiges Modellprojekt für Naturschutz und touristische Entwicklung.

Dank des großen Engagements aller Beteiligten konnten sich dort bisher fast ungestört einzigartige Lebensräume für viele seltene Tier- und Pflanzenarten entwickeln. So gelang es Naturschutz und Bergrecht unter einen Hut zu bringen.

Zum 90. Geburtstag

Erinnerungen an Inge Sielmann

Nach dem Ende des Tagebaus war das Erdreich zerfurcht von den Schaufeln der Braunkohlebagger. Die BVVG wollte die geschundene Landschaft verkaufen und es gab Überlegungen, wie man die Landschaft im Sinne des Naturschutzes sichern könnte. Im Jahr 1999 besuchten Inge und Heinz Sielmann Brandenburg und beratschlagten, ob die Stiftung hier Verantwortung übernehmen könnte. Nie zuvor hatte eine private Stiftung so viel Fläche in einer Bergbaufolgelandschaft erworben. Heinz Sielmann war skeptisch. Doch seine Frau überzeugte ihn. Gemeinsam standen sie in der Abendsonne an der Abbruchkante der Schlabendorfer Grube, als Inge Sielmann feststellte:

"Heinz, hier werden wir tätig."

Ein Jahr später erwarb die Stiftung die ersten 722 Hektar. Am 28. April 2020 wäre Inge Sielmanns 90. Geburtstag gewesen. Deshalb möchte ich an ihr Leben und Wirken als engagierte Naturschützerin, als Stifterin und an ihre Rolle an der Seite des berühmten Tierfilmers Heinz Sielmann erinnern. Das Foto zeigt meine 2014 verstorbene Mutter, Eugenie Brickwedde, mit Inge Sielmann und mir. Die beide Frauen haben sich sehr nahe gestanden und waren freundschaftlich verbunden. Sie teilten die Freude an einer intakten Natur.

Fördermittel für neues Natur-Erlebniszentrum

Die ehemalige sowjetische Kommandantur auf der Döberitzer Heide wird mit Fördergeldern des Landes Brandenburg zum Besucherzentrum der Heinz Sielmann Stiftung umgebaut. Im Juli übergab Guido Beermann, Brandenburgs Minister für Infrastruktur und Landesplanung, den Förderbescheid aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung in Höhe von 3,4 Millionen Euro. Das Projekt war Bestandteil des Stadt-Umland-Wettbewerbs „Potsdam und Partner gemeinsam natürlich verbunden“.

Das neue Besucherzentrum soll Natur noch besser erlebbar machen und für die Belange des Klimaschutzes sensibilisieren. Die Stiftung finanziert den Umbau mit einem Eigenanteil von mehr als zwei Millionen Euro. Einen Fokus setzt die Stiftung dabei auf die Versorgung mit zukunftsorientierten erneuerbaren Energien wie Erdwärme und Photovoltaik. Die Fertigstellung ist für Juni 2022 geplant.